Geostationärer MSG 3 soll Qualität des europäischen Wetterdienstes sichern
Der Wettersatellit MSG 3, jüngster Spross von Europas höchst erfolgreicher zweiter Meteosat-Generation, wurde am Donnerstag, den 5. Juli um 23:36 Uhr MESZ mit einer Ariane 5 von Europas Raumflughafen in Kourou, Französisch-Guayana, in den Weltraum gestartet. Dank seiner Sensoren werden Europa und Afrika auch in Zukunft aktuelle Wetterinformationen erhalten.
Rund 34 Minuten nach dem Start wurde der dritte Satellit der MSG-Reihe in der anvisierten elliptischen Übergangsbahn ausgesetzt. Er steht nun unter der Kontrolle des Europäischen Raumflugkontrollzentrums (ESOC) in Darmstadt.
Sobald in zehn Tagen die anfänglichen Betriebsabläufe abgeschlossen sind, wird der Satellit zur Einsatzerprobung der Nutzlast an seinen Eigentümer, die Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT), übergeben.
Nach der Einsatzerprobung wird MSG 3 als Meteosat 10 seinen Platz bei 0° Länge über dem Golf von Guinea und dem Äquator in der geostationären Umlaufbahn einnehmen, in der seine Geschwindigkeit genau der der Erdrotation entspricht.
Wetterbeobachtungen von hoher Qualität aus dem Weltraum
„Der heutige Start bedeutet, dass EUMETSAT und die ESA den Europäern auch weiterhin Wetterbeobachtungen von hoher Qualität aus dem Weltraum liefern können, wobei MSG 3 bei der raschen Erfassung von Extremwetterlagen und entsprechenden Frühwarnungen besonders wertvoll sein wird“, erklärte der Generaldirektor der ESA, Jean-Jacques Dordain. „Die vorbildliche Zusammenarbeit zwischen der ESA und EUMETSAT bildet seit mittlerweile mehr als dreißig Jahren die Grundlage für den Erfolg der Meteosat- und der EPS/MetOp-Programme. Diese Programme haben für Wettervorhersagen von hoher Qualität gesorgt, die anschließend von den Folgegenerationen weiter verbessert wurden, und für jeden Europäer spürbare wirtschaftliche Vorteile und Verbesserungen im Alltag gebracht. Die ESA und EUMETSAT haben jetzt zwei Generationen entwickelt.“
Der ESA-Direktor für Erdbeoachtungsprogramme, Volker Liebig, meldete sich ebenfalls zu Wort: „MSG 3 gewährleistet die Kontinuität des gegenwärtig erbrachten Dienstes. Gemeinsam mit EUMETSAT arbeitet die ESA an der Entwicklung der nächsten Reihe von Wettersatelliten, der dritten Meteosat-Generation. Diese nächste Generation wird, sobald sie zum Ende dieses Jahrzehnts einsatzbereit ist, bei der Technologie wie bei der Leistungsstärke einen Quantensprung ermöglichen und unter anderem mit einer schnelleren Erstellung von Abbildungen, einer größeren Zahl von spektralen Kanälen und einer Atmosphärenforschungskapazität aufwarten, die die Messung von Spurengasprofilen ermöglicht.“
Die Rolle der ESA bei der Überwachung von Wetter und Klima beschränkt sich indes nicht nur auf die Meteosat-Satellitenreihe. Sie hat auch die – ebenfalls von EUMETSAT betriebenen – MetOp-Wettersatelliten entwickelt, die die Erde auf polarer Umlaufbahn umkreisen. Für diese ist ebenfalls eine zweite Generation in Planung, deren Entwicklung dem Ministerrat der ESA auf seiner Tagung im November zur Genehmigung vorgeschlagen werden soll.
Der zweite MetOp-Satellit befindet sich startbereit im Kosmodrom Baikonur in Kasachstan. Der Start ist für den 19. September geplant.
Mehr über die zweite Meteosat-Generation
MSG ist ein Gemeinschaftsprogramm von ESA und EUMETSAT. Die ESA ist für die Entwicklung der die von EUMETSAT festgelegten Nutzer- und Systemanforderungen erfüllenden Satelliten und für die Beschaffung nachgebauter Satelliten im Auftrag von EUMETSAT zuständig. Außerdem nimmt die ESA den Start und den Anfangsbetrieb jedes Satelliten bis zu seiner Beförderung in die geostationäre Umlaufbahn wahr, bevor sie ihn EUMETSAT für die Nutzung übergibt.
EUMETSAT entwickelt sämtliche für die Versorgung der Nutzer mit Produkten und Diensten und die Deckung ihres sich weiterentwickelnden Bedarfs erforderlichen Bodensysteme, beschafft die Startdienste und betreibt das Gesamtsystem für die Nutzer.
MSG 3 ist der dritte einer 2002 ins Leben gerufenen Reihe von vier drallstabilisierten Satelliten, die als Hauptnutzlast ein Hochleistungsinstrument zur multispektralen Satellitenbilderzeugung im sichtbaren Licht und im Infrarotbereich (Spinning Enhanced Visible and InfraRed Imager, SEVIRI) mit sich führen.
SEVIRI konzentriert sich hauptsächlich auf Europa und Afrika und liefert verbesserte Wetterbeobachtungen, um genauere örtliche Wettervorhersagen insbesondere bei rasch entstehenden Gewittern zu ermöglichen. Das Instrument tastet die Erdoberfläche und die Atmosphäre alle 15 Minuten in 12 unterschiedlichen Wellenlängen ab und beobachtet dabei die Wolkenbildung und misst die Temperaturen.
SEVIRI kann Gebilde mit Durchmessern von nur 1 km im sichtbaren Licht und 3 km im Infrarotbereich aufspüren.
Darüber hinaus führt MSG 3 zwei Sekundärnutzlasten mit. Der Sensor zur Bestimmung der Strahlungsbilanz der Erde (Global Earth Radiation Budget sensor, GERB) soll feststellen, wie viel Solarenergie in den Weltraum zurückreflektiert wird und wie viel in das Klimasystem gelangt, und Einblicke in die atmosphärische Zirkulation auf den Tages- und Nachtseiten liefern. Ferner wird der Satellit dank eines Such- und Rettungstransponders als Relais für Notrufe von Notfallbaken fungieren.
Die MSG-Satelliten wurden im französischen Cannes von einem europäischen Konsortium unter der Leitung von Thales Alenia Space France gebaut. Insgesamt sind mehr als 50 Unterauftragnehmer aus 13 europäischen Ländern beteiligt.
Der Start des letzten Satelliten der Reihe, MSG 4, ist für 2015 vorgesehen.
Mehr über die Europäische Weltraumorganisation
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) ist Europas Tor zum Weltraum.
Die ESA ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und anderswo zugutekommen.
Die ESA umfasst derzeit 19 Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Davon sind 17 auch Mitgliedstaaten der EU.
Die ESA unterhält im Rahmen von Kooperationsabkommen Beziehungen zu neun weiteren EU-Mitgliedstaaten und verhandelt zurzeit mit dem verbleibenden EU-Mitgliedstaat Bulgarien über den Abschluss eines solchen Abkommens. Polen steht kurz davor, zwanzigster Mitgliedstaat der ESA zu werden. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.
Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen.
Die ESA entwickelt Raumfahrzeugträger, Satelliten und Bodenanlagen, um sicherzustellen, dass Europa bei Raumfahrtvorhaben weltweit an der Spitze bleibt. Sie startet Erdbeobachtungs-, Navigations-, Telekommunikations- und Astronomiesatelliten, schickt Raumsonden in entlegene Regionen des Sonnensystems und beteiligt sich an der bemannten Exploration des Weltraums.
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