Willkommen zurück, BepiColombo!
BepiColombo ist zwar auf dem Weg zum Merkur, allerdings fliegt die ESA-Raumsonde schon bald wieder auf die Erde zu.
Am Freitag, den 10. April 2020, wird BepiColombo einen Flyby-Manöver an der Erde durchführen und dabei nur wenige tausend Kilometer von der äußeren Atmosphäre unseres Planeten entfernt sein. Das Schwerkraft-Bremsmanöver an unserem Heimatplaneten soll dazu dienen, die Raumsonde abzubremsen und sie auf ihren weiteren Weg vorzubereiten.
Das erste newtonsche Bewegungsgesetz besagt, dass ein Körper im Zustand der gleichförmig geradlinigen Bewegung verharrt, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte zum Stillstand oder Änderung seiner Richtung gebracht wird.
Auch Planeten würden sich in einer geraden Linie bewegen, wenn sie nicht durch die immense Gravitationskraft massereicher Sterne gebunden wären. Raumschiffe sind im Weltall auf die Energie ihrer Triebwerke angewiesen, um zu beschleunigen, abzubremsen oder die Richtung zu ändern. Sie können sogar die Schwerkraft von massiven Körpern wie Planeten nutzen, die ihnen auf ihrem Weg begegnen.
Die Schwerkraft ist umsonst
Je mehr ein Raumfahrzeug das Schwerkraftfeld eines Planeten nutzen kann, desto weniger Treibstoff wird an Bord benötigt und desto mehr wissenschaftliche Nutzlast kann es sich mitführen – und BepiColombo hat eine Menge dabei!
Wenn sich ein Raumschiff einem Planeten nähert, kann er die enorme Anziehungskraft dazu nutzen, die Flugrichtung und auch die Geschwindigkeit anzupassen – und das zwar ohne eigenen Treibstoffverbrauch, aber dafür mit sorgfältiger Planung von der Erde aus.
Damit BepiCombo den Merkur erreichen kann, muss die Raumsonde einen Teil ihren Energie verringern.
Das Tempo drosseln
Der anstehende Vorbeiflug an der Erde wird BepiColombos erster und letzter Besuch an der Erde sein, bevor sie zwei weitere gravity assist Manöver an der Venus im Oktober 2020 und im nächsten Jahr durchführen wird. 2025 wird die europäisch-japanische Raumsonde in die Zielumlaufbahn eintreten, nachdem sie sechs Manöver am Merkur zur Verringerung der Umlaufbahn absolvieren wird.
“BepiColombo wird den wichtigen Vorbeiflug an der Erde zum Abbremsen und zur Änderung der Flugrichtung in das innere Sonnensystems nutzen", erklärt Elsa Montagnon, BepiColombo Spacecraft Operations Manager bei der ESA.
"Mit diesem Manöver verlangsamt sich BepiColombo um fast fünf Kilometer pro Sekunde und begibt sich damit auf den Weg zur Venus, dem "Zwilling" der Erde, die zwar ähnlich groß ist, sich in der Zusammensetzung allerdings sehr stark unterscheidet".
Einige kleine Flugbahnkorrekturmanöver wurden bereits durchgeführt und ein weiteres wird erwartet, nachdem das elektrische Ionentriebwerk der Transferstufe MTM (Mercury Transport Module) zum Einsatz kommt. Das Gerätetrio besteht aus der von der ESA entwickelten Transferstufe MTM, der europäischen Sonde MPO (Mercury Planetary Orbiter) und dem japanischen Orbiter MMO (Mercury Magnetospheric Orbiter), auch bekannt als Mio. Die beiden Orbiter sind während des Hinfluges auf dem MTM montiert.
"Die Geschwindigkeit, mit der BepiColombo die Sonne umkreist, wird unmittelbar nach dem Vorbeiflug am 10. April abnehmen", erklärt Michael Khan, Leiter der Missionsanalyse bei der ESA.
"Der Flyby wird BepiColombo eine Menge Energie kosten, ohne die eigenen Triebwerke zu zünden oder gar viel Treibstoff zu verbrauchen. Stattdessen wird die Raumsonde die Gesetze der Physik geschickt nutzen."
Bleiben Sie auf dem Laufenden
In der südlichen Hemisphäre oder in südlichen Teilen der nördlichen Hemisphäre ist es möglich, mit einem Teleskop oder einem guten Fernglas einen Blick auf BepiColombo zu werfen.
Allen anderen empfehlen wir, unsere Live-Updates auf Twitter bei @BepiColombo und @esaoperations nicht zu verpassen.