N° 18–2013: ESA-Astronaut Luca Parmitano auf der ISS angekommen
29 May 2013
Ein von Baikonur in Kasachstan aus gestartetes Sojus-Raumschiff hat heute Morgen sicher an der Internationalen Raumstation ISS angedockt. An Bord waren der ESA-Astronaut Luca Parmitano und seine Teamkollegen, die fünf Monate lang auf dem orbitalen Außenposten leben und arbeiten werden.
Begleitet wird Parmitano vom russischen Sojus-Kommandanten Fjodor Jurtschichin und der NASA-Astronautin Karen Nyberg. Die drei Astronauten werden als Flugingenieure Mitglieder der ISS-Expedition 36/37 sein.
Als Sinnbild für den Vorstoß zu neuen Grenzen und die Suche nach neuen Entdeckungen wurde die Mission des Italieners auf den Namen „Volare“ (it. fliegen) getauft. Der ISS-Flug des ESA-Astronauten wurde im Rahmen einer bilateralen Übereinkunft zwischen der NASA und der italienischen Raumfahrtagentur ASI vereinbart.
Die Sojus TMA-09M war am 28. Mai um 22.31 Uhr MESZ (Ortszeit Baikonur 29. Mai, 02.31 Uhr) gestartet und neun Minuten später in ihre Umlaufbahn gebracht worden. Nachdem sie die Erde viermal umrundet und dabei eine Reihe von Manövern durchgeführt hatte, konnte die Sojus bereits fünf Stunden und 39 Minuten nach dem Start am Rasswet-Modul der ISS andocken.
Damit wurde nun zum zweiten Mal diese gegenüber der früheren zweitägigen Flugdauer achtmal schnellere Flugzeit geflogen. Parmitano ist der erste europäische Flugingenieur, der als Kopilot an der Steuerung eines solchen „Express-Flugs“ beteiligt war.
Nach dem planmäßigen Andocken der Sojus an der ISS um 04.10 MESZ konnte um 06.14 MESZ die Luke geöffnet werden, woraufhin die neuen Mannschaftsmitglieder vom Stationskommandanten Pawel Winogradow, dem Kosmonauten Alexander Missurkin und dem NASA-Astronauten Chris Cassidy an Bord begrüßt wurden.
Die Neuankömmlinge haben nun eine Woche, um sich an ihr neues Zuhause und das einzigartige Gefühl der Schwerelosigkeit gewöhnen zu können. Anschließend wartet auf Parmitano während seines 166tägigen Aufenthalts bis seiner Rückkehr am 10. November ein äußerst umfangreiches Arbeitspensum.
Sein wissenschaftliches Programm, das das Spektrum der verschiedenen Forschungsgebiete auf der ISS widerspiegelt, umfasst etwa 20 ESA-Experimente auf den Gebieten der Medizin und der Biologie, der Fluidphysik, den Werkstoffwissenschaften und der Technologiedemonstration.
Als Flugingenieur wird Parmitano am Andockmanöver des vierten ATV der ESA „Albert Einstein“ beteiligt sein, das am 5. Juni gestartet werden soll. Die ATV (Automatische Transferfahrzeuge) stellen die zurzeit größten Versorgungstransporter für die ISS dar. Sie befördern wichtige Fracht, heben regelmäßig die Bahnhöhe der Raumstation an und können für den 420-Tonner Ausweichmanöver vornehmen, um Kollisionen mit gefährlichen Weltraumtrümmern zu vermeiden.
Darüber hinaus wird Parmitano während seiner Mission auch eng in die Andockmanöver für andere Versorgungsfahrzeuge eingebunden sein, wie das japanische HTV, das SpaceX-Raumschiff Dragon und den neuen Raumtransporter Cygnus von Orbital Science Corporation.
Weitere Höhepunkte der Mission Volare werden zwei Außenbordeinsätze zum Austausch einer Kamera am japanischen Labormodul Kibo und zur Einholung wissenschaftlicher Nutzlasten sein. Ein Außenbordeinsatz wird den Vorbereitungen für das im weiteren Verlauf des Jahres erwartete russische Mehrzwecklabormodul dienen, an dem der europäische Roboterarm ERA angebaut sein wird, der erste Greifarm, der um das Stationsäußere manövriert werden kann.
Zu Parmitanos Aufgaben gehört es auch, mit seiner Arbeit im All Bildungstätigkeiten zu unterstützen und Kinder für den Weltraum zu begeistern. Im Rahmen des internationalen Wettbewerbs Mission-X werden Kinder weltweit dazu angehalten, fit zu bleiben und sich für eine gesunde Lebensweise zu entscheiden. Für die Älteren bietet sich die Teilnahme am europäischen Wettbewerb Space Robotics, für den ferngesteuerte Roboter zum Entladen eines nachgebauten ATV „Albert Einstein“ entworfen werden sollen.
Parmitano wurde als erstem der sechs im Jahr 2009 eingestellten neuen ESA-Astronauten eine Mission zugeteilt. Drei weitere neue ESA-Astronauten werden derzeit für ihre Langzeitmissionen an Bord der ISS ausgebildet: Alexander Gerst (Expedition 40/41, Start im Mai 2014), Samantha Cristoforetti (Expedition 42/43, Start im November 2014) und Timothy Peake (Expedition 46/47, Start im November 2015). Andreas Mogensen und Thomas Pesquet sollen zwischen 2015 und 2017 zum Einsatz kommen.
Mehr Online-Informationen über die Mission Volare auf www.esa.int/Volare.
Zur Mission Volare gibt es Live-Updates von Parmitano und den Missionsdirektoren auf dem Blog blogs.esa.int/Luca-Parmitano.
Luca Parmitano auf Twitter: @astro_luca.
Über die ESA
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) ist Europas Tor zum Weltraum.
Die ESA ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und anderswo zugutekommen.
Die ESA hat 20 Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich. Davon sind 18 auch Mitgliedstaaten der EU.
Im Rahmen von Kooperationsabkommen unterhält die ESA Beziehungen zu acht anderen EU-Mitgliedstaaten und erörtert zurzeit mit dem verbleibenden EU-Mitgliedstaat Bulgarien den Abschluss eines solchen Abkommens. Auch Kanada nimmt im Rahmen eines Kooperationsabkommens an bestimmten ESA-Programmen teil.
Darüber hinaus arbeitet die ESA mit der EU zusammen, um die Programme Galileo und Copernicus zu verwirklichen.
Dank der Koordinierung der Finanzressourcen und Kompetenzen ihrer Mitgliedstaaten kann die ESA Programme und Tätigkeiten durchführen, die weit über die Möglichkeiten eines einzelnen europäischen Landes hinausgehen.
Die ESA entwickelt Raumfahrzeugträger, Satelliten und Bodenanlagen, um sicherzustellen, dass Europa bei Raumfahrtvorhaben weltweit an der Spitze bleibt.
Sie startet Erdbeobachtungs-, Navigations-, Telekommunikations- und Astronomiesatelliten, schickt Raumsonden in entlegene Regionen des Sonnensystems und beteiligt sich an der bemannten Exploration des Weltraums.
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