Die Schwerkraft-Mission GOCE - Special -
Für Anfang Oktober 2008 ist der Start der bisher anspruchsvollsten Mission zur Erforschung des Schwerefelds der Erde geplant. Von dem 800 Kilometer nördlich von Moskau gelegenen Kosmodrom Plessezk soll eine russische Rockot-Trägerrakete den 1100 Kilogramm schweren ESA-Satelliten GOCE in eine sonnensynchrone Erdumlaufbahn befördern.
Das Erderkundungsprogramm „Living Planet“
GOCE ist die erste Kernmission der ESA im Rahmen ihres Erderkundungsprogramms „Living Planet“. Eine Serie hochspezialisierter Satelliten wird gesicherte Daten über die in der Atmosphäre, in den Ozeanen und auf dem Festland ablaufenden Prozesse liefern sowie neue Erkenntnisse globaler Umweltveränderungen gewinnen. Diese dienen als Grundlage politischer, wirtschaftlicher, wissenschaftlicher und technologischer Entscheidungen.
Die nächsten Earth-Explorer-Satelliten des ESA-Programms „Living Planet“ sind:
Satellit | Ziel der globalen Forschungen | geplanter Start | |
1. | GOCE | Bestimmung des Erdschwerefeldes | Oktober 2008 |
2. | SMOS | Bodenfeuchte, Salzgehalt der Meere | April 2009 |
3. | CryoSat 2 | Erfassung der planetaren Eismassen | November 2009 |
4. | ADM-Aeolus | Dynamik der Erdatmosphäre | 2010 |
5. | SWARM | Erdmagnetfeld und Klima | 2010 |
6. | Earthcare | Wolken und Aerosole | 2013 |
Im Visier von GOCE: Die Schwerkraft der Erde
Ziel der 20 Monate dauernden GOCE-Mission (Gravity-Field and Steady-State Ocean Circulation Explorer) ist die hochpräzise Vermessung des Gravitationsfeldes der Erde und der Geoid-Referenzfläche „Normal-Null“ mit bisher unerreichter Auflösung.
Damit übernimmt die ESA weltweit die Führungsrolle auf diesem Forschungsgebiet. In der internationalen Wissenschaftsszene gilt das Projekt als technologischer Quantensprung für die Geowissenschaften schlechthin. Die gewonnenen Daten werden zum einen detaillierten Aufschluss über den inneren Aufbau unseres Planeten geben und zur Erforschung von Erdbebenmechanismen beitragen. Zum anderen dienen sie klimatologischen sowie ozeanografischen Untersuchungen, wie der Messung eines möglichen Anstiegs des Meeresspiegels oder der Analyse von Meeresströmungen.
Aus wissenschaftlicher Sicht bildet GOCE die Fortsetzung der Missionen CHAMP (Deutschland, 2000) und GRACE (USA/Deutschland, 2002). Der 5,3 Meter lange Satellit wird in einer extrem niedrigen und – bezogen auf seine Aufgabenstellungen – bisher noch nie geflogenen sonnensynchronen polaren Umlaufbahn von etwa 260 Kilometer operieren. Die Bahnbestimmung erfolgt dabei mit einer unglaublichen Genauigkeit von etwa einem Zentimeter (!) in allen drei Raumrichtungen.
Industrieller Hauptauftragnehmer der Mission ist Thales Alenia Space, EADS Astrium in Friedrichshafen ist für den Bau der Satellitenplattform verantwortlich.
Das Europäische Satellitenkontrollzentrum ESOC in Darmstadt steuert die Flugoperationen und übernimmt die Missionskontrolle. Die Datenverarbeitung und Bereitstellung erfolgt im Europaeischen Zentrum für Erdbeobachtung in Frascati bei Rom. Die wissenschaftliche Datenauswertung wird im Auftrag der ESA von einem Konsortium aus zehn europäischen Universitäten und Forschungseinrichtungen durchgeführt. Es wirken Wissenschaftler aus Bern, Bonn, Delft, Graz, Kopenhagen, Mailand, München, Potsdam, Toulouse und Utrecht mit.
Das GOCE-Special
Das folgende Special gibt einen Überblick über die Ziele der Schwerkraft-Mission GOCE, den Aufbau des Satelliten mit seinen Instrumenten sowie die Trägerrakete Rockot, die vom nördlichsten Kosmodrom Russlands die wertvolle europäische Nutzlast in den Weltraum befördern soll:
- Das allgegenwärtige Schwerefeld
- An der Leine von Darmstadt
- Der Satellit und seine Instrumente
- Die Trägerrakete Rockot
- Das Kosmodrom am Polarkreis