Generalprobe für die vollgetankte Ariane 6
Auf dem europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana wurde die neue Ariane-6-Trägerrakete der ESA, die aus einer Ober- und einer Kernstufe besteht, aufgetankt, und das Kernstufentriebwerk wurde gezündet. Während die Rakete auf der Startrampe stand, wurde das Triebwerk Vulcain 2.1 gezündet, vier Sekunden lang wie geplant gefeuert und abgeschaltet, bevor der flüssige Sauerstoff und der flüssige Wasserstoff, die als Treibstoff dienten, in ihre separaten unterirdischen Tanks abgelassen wurden. Diese Tests sind eine Fortsetzung eines früheren Tests, der am 18. Juli stattfand.
Bei der von CNES und ArianeGroup unter der Leitung der ESA durchgeführten Übung wurden die Verfahren vor dem Start und die Zündung überprüft, und es zeigte sich erneut, dass das System auch im Falle eines Startabbruchs sicher ist, wie bereits beim Test am 18. Juli bewiesen worden war. Die Betankung und Zündung waren der letzte in einer Reihe von Tests, mit denen überprüft werden sollte, ob Rakete, Startrampe, Schutzgerüst und alle damit verbundenen flüssigen und elektrischen Anschlüsse als kombiniertes System ordnungsgemäß funktionieren.
Die Ariane-6-Rakete, die jetzt auf der Startrampe installiert ist, ist nicht für den Flug bestimmt, denn die Feststoffraketen-Booster sind inaktiv. Sie dient alleinig zu Testzwecken und ist fast identisch mit einem Flugmodell. Die Flugmodelle, einschließlich der Rakete für den Erstflug der Ariane 6, werden unter der Verantwortung des Hauptauftragnehmers ArianeGroup in Les Mureaux (Frankreich) und Bremen (Deutschland) hergestellt und montiert. Die Feststoffraketen-Booster für den Erstflug werden in Kourou, Französisch-Guayana, zusammengebaut.
Der ESA-Direktor für Raumtransport, Toni Tolker-Nielsen, sagte dazu: „Wir haben ein fantastisches Team, das an diesem Programm arbeitet. Wir können es alle spüren – wir führen die letzten Schritte vor dem Eintritt in die Ariane-6-Ära aus.“
Die Ariane 6 ist eine völlig neue Konstruktion, die als Nachfolgerin der Ariane 5 als Europas Schwerlastträgersystem entwickelt wurde. Mit der Oberstufe der Ariane 6 und der Fähigkeit, das Triebwerk Vinci erneut zu starten, kann Europa seine Startkapazitäten an die Bedürfnisse verschiedener Nutzlasten z. B. für Satellitenkonstellationen im Orbit anpassen. Diese autonome Fähigkeit, die Erdumlaufbahn und den tiefen Weltraum unterstützt Europas weltraumgestützte Navigations-, Erdbeobachtungs-, Wissenschafts- und Sicherheitsprogramme. Die kontinuierliche Entwicklung der europäischen Raumfahrtkapazitäten wird durch das anhaltende Engagement tausender talentierter Mitarbeiter in den 22 ESA-Mitgliedstaaten ermöglicht.