| Ein Ölunfall auf der Bohrinsel
In der Vergangenheit hat es bereits mehrere schwere Zwischenfälle mit Supertankern gegeben, bei denen Erdöl ausgelaufen ist. Die Beachtung, die solche Umweltkatastrophen in den Medien und der Öffentlichkeit findet, scheint jedesmal zuzunehmen. Die Umwelt wird jedoch nicht nur von solchen enormen Erdölverschmutzungen – einer so genannten Ölpest - bedroht. Alle kleineren Leckagen, die entweder unbeabsichtigt passieren oder weil Kapitäne die Erdöltanks auf hoher See reinigen und ausspülen lassen, stellen eine Belastung dar. Es wird geschätzt, dass diese Art von vorsätzlicher und verbotener „Entsorgung” in die Ozeane sich auf 3 Millionen Tonnen pro Jahr beläuft. Unfälle auf Bohrinseln und aus den Pipelines zwischen Offshore-Erdölquellen und dem Festland austretendes Öl tragen ebenfalls zur Ölverschmutzung der Weltmeere bei.
Es bedarf keiner großen Menge Erdöl, um schweren Schaden anzurichten. Erdöl legt sich wie ein dünner Film groβflächig auf die Meeresoberfläche. Dieser „Ölteppich” kann über große Entfernungen weggetrieben werden, sich teilen oder sich mit dem Wasser vermischen, wenn der Wind stark genug ist. Die toxischen Auswirkungen der Erdölverunreinigung unterbinden die Aufnahme wichtiger Nährstoffe von Muscheln, Schnecken, u.a. Meeresfauna. Der Verlust der Wärmeisolation und Wasser abweisender Eigenschaften des Gefieders sind eine weitere negative Auswirkung für die besonders gefährdeten Seevögel. Selbst kleinere Öllecks können daher je nach Typ des Rohöls der jeweiligen endemischen Vegetation, Jahreszeit, Windstärke usw. schwere Schäden anrichten.
| | | ERS-2 satellite | Satellitenüberwachung 70% der Erdoberfläche sind von den Ozeanen bedeckt, und es ist unmöglich, die Weltmeere mit traditionellen Mitteln wie Bojen, Schiffen oder Flugzeugen zu überwachen. Die Flächen sind einfach zu groß, und es gibt auch Probleme mit Wellengang, dichten Bewölkung und anderen Wetterbedingungen, die eine Überwachung erschweren.
Dagegen haben sich Satelliten auf polaren Umlaufbahnen als sehr nützlich erwiesen. Sie erfassen einen breiten Streifen der Erde und decken so in kurzer Zeit riesige Flächen ab. Am effektivsten sind Radarsatelliten. Ein abbildender Radar beleuchtet den Boden mit Mikroimpulsen und erhält die reflektierte Energie zurück. Das resultierende Bild sieht ein wenig wie ein Schwarzweißfoto aus. Ein Ölteppich zeigt sich auf dem Bild oft als dunkler Fleck oder Linie vor grauem Hintergrund. Ölverschmutzungen erscheinen dunkel, weil das Meer durch das Öl geglättet wird und die Rückstrahlung der Mikrowellenenergie zurück zum Satelliten im Vergleich zur Reflexion der unverschmutzten Umgebung (mit rauherem Seegang) kleiner ist. In Norwegen wird der Erdölüberwachungsdienst in Zusammenarbeit mit der Norwegischen Umweltverschmutzungs-Kontrollbehörde (SFT) in der Satellitenstation Tromsø (siehe Website-Adressen unten) organisiert. Der Dienst basiert auf Daten der europäischen Radarsatelliten ERS-1 und ERS-2 und des kanadischen RADARSAT. Ziel des Erdölüberwachungsdienstes ist es, den Behörden innerhalb von zwei Stunden nach dem Satellitenüberflug Informationen über mögliche Ölaustritte zu vermitteln.
Der Einsatz von Flugzeugen ist mit den Satellitenbewegungen koordiniert. Je nach Stärke und Alter des Ölteppichs und einigen Bilderzeugungseigenschaften kann ein Ölteppich am besten bei Windgeschwindigkeiten zwischen 3 und 12 m/s erfaßt werden. Wenn die Werte darunter liegen, erscheint das Meer schwarz und über dieser Schwelle erscheint das Meer sehr hell, was die Differenzierung der Ölpestausdehung erschwert.
Norwegian Pollution Control Authority (SFT) (Norwegische Umweltverschmutzungs-Kontrollbehörde (SFT)
Tatsächlich bildet Öl einen dünnen Film auf der Wasseroberfläche, der manchmal nur ein Molekül dick sein kann, etwa 1/100.000 mm. Versuchen Sie zu errechnen, wie viel Meeresoberfläche 10 Liter Öl bedecken würden. | | Oil dumped during cleaning operations | | Schiffsüberwachung Radarsatelliten haben sich auch bei der Überwachung des Schiffsverkehrs als wirksam erwiesen. Schiffe sind als helle Punkte auf dem Radarbild zu sehen. Wenn der Wind nicht zu stark ist (unter 10-15 m/s), ist auch das Kielwasser sichtbar und macht es möglich, die Fahrtrichtung des Schiffs abzuschätzen. Sorgfältige Auswerter einer Radarszene werden auch entdecken, dass der helle Punkt des Schiffs oft etwas vom Kielwasser abgesetzt ist. Diese Distanz kann man messen und zur Berechnung der Geschwindigkeit des Schiffs verwenden. Übung Laden Sie herunter das Radarbild, das der Satellit ERS-1 am 25. November 1994 bei dichtem Nebel aufgenommen hat. Der helle Punkt auf der Szene sieht aus wie ein Schiff, das gerade mit Öl verunreinigte Substanzen in die Nordsee "verklappt".
Eine Berechnung der Position ergab, dass es sich in diesem Fall um eine Bohrinsel handelte. Das Wetter war zu schlecht, um Flugzeuge zur Überprüfung auszusenden. Ein Anruf beim Chefinspektor der Bohrinsel ergab, dass dort infolge eines technischen Zwischenfalls ein Ölaustritt stattgefunden hatte!
Der Experte, der das Bild auswertete, fand sofort heraus, wann der Austritt stattfand. Die Leute auf der Bohrinsel konnten also nicht umhin, die Wahrheit zu sagen!
Können Sie prüfen, wie lange die Umweltverschmutzung vor dem Überflug des Satelliten und der Herstellung der Aufnahme schon angedauert hat?
Auf dem Bild sieht man die Bohrinsel als hellen Fleck, während es sich bei dem schwarzen Streifen um Öl handelt. Dieser Ölschweif ist gekrümmt, weil sich die Windrichtung während des Austritts verändert hat.
Zu dieser Übung müssen Sie zwei Dinge wissen: Sie müssen beachten, dass die Windstärke während der gesamten Austrittzeit 5 m/s betrug. Sie müssen ebenfalls wissen, dass ein Ölfilm, der in Windrichtung treibt, nur 3 % der Windgeschwindigkeit erreicht.
Bitte bearbeiten Sie jetzt folgende Fragen:
Schätzen Sie ab, wie weit das Öl während des Austritts abgetrieben ist. Wann und wie änderte sich die Windrichtung nach Beginn des Unfalls?
Berechnen Sie mithilfe der Informationen auf dem Bild die Dauer der Verschmutzung und schätzen Sie auf dieser Grundlage Datum und Uhrzeit des Austrittbeginns. Der ERS-Satellit überflog das Gebiet am 25. November 1994 um 10:49 Uhr GMT (Umlaufbahn 17585, Aufnahme 2457). Erstellen Sie einen Kurzbericht über die von Ihnen erarbeiteten Ergebnisse!
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